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In der Arzt-Praxis

Arzt-Gespräche und die Stress-Situation im Wartezimmer

Ähnlich wie in der Fragebogen-Erhebung (siehe Hörsituationen im Überblick) gaben auch die Interviewten aus der qualitativen Untersuchung an, in Gesprächen mit Ärztinnen und Ärzten meist gut zu verstehen – vor allem, wenn diese sich nicht zu kompliziert ausdrücken, laut genug sprechen und beim Sprechen den Blick-Kontakt mit ihren Patienten und Patientinnen etablieren (anstatt währenddessen z. B. in die Kranken-Akte zu schauen).

Grund hierfür ist, dass es sich dabei größtenteils um Gespräche mit einzelnen Personen in ruhiger Umgebung handelt, was für schwerhörige Menschen eine günstige Hörsituation ist. Für Ärztinnen und Ärzte ist es aber dennoch sinnvoll, durch Nachfragen sicherzustellen, ob die wichtigsten Punkte verstanden wurden.

 

Wesentlich ungünstiger als das persönliche Gespräch mit Arzt oder Ärztin ist aus Sicht vieler Interviewter dagegen die Situation im Wartezimmer:

„Und so gerade beim Arzt, wenn man dann irgendwo im Sprechzimmer sitzt und dann ruft irgendeiner von irgendeiner Ecke, na, Frau B.*! Und dann, hat die jetzt deinen Namen genannt oder wer war das eben? Also und da fällt's mir auf, dass ich da manchmal wirklich nachfragen muss, trotz hoher Konzentration.“

(Ingeborg B.* | 74 Jahre | bekommt erstes HG angepasst | Int02, Pos. 76)

 

Für die 82-jährige Helga T.* ist das Warten, bis ihr Name aufgerufen wird, etwas weniger stressig, wenn der Aufruf im Wartezimmer mithilfe einer (qualitativ hochwertigen) Lautsprecher-Anlage verstärkt wird:

„Ich bin dann auch immer [gestresst], dass ich bloß das nicht verpasse. Es ist eigentlich blöd, dass man so reagiert. Aber es ist nun einmal so, dass man da irgendwelche Hemmungen hat, sich zweimal aufrufen zu lassen. Und dann spannst du, dass es doch irgendwie verständlich ist.

Oder man versucht, sich hinzusetzen, dass man da ne schöne Aufnahme findet, wo man hört. Es ist auch – wenn das mit nem Lautsprecher bekanntgegeben wird, […] da ist das noch was anderes.“
(Helga T.* | 82 Jahre | trägt HG selten | DJ06, Pos. 30)

 

Es ist überdies möglich, bei der Anmeldung zu sagen, dass man schwerhörig ist und darum zu bitten, aus dem Wartezimmer abgeholt zu werden. Dies tat allerdings nur ein Interviewter, der seit seiner Kindheit stark hörgeschädigt ist.

 

Tipps und Strategien für besseres Hören und Verstehen beim Arzt/bei der Ärztin finden Sie hier.

 

Weitere Ergebnisse für den medizinischen Bereich enthält das Kapitel Verstehen mit Hörgeräten - im Krankenhaus.

 

*Die Namen der Interviewten wurden geändert. 

 

 

 

Weitere Infos / Zum Weiterlesen  

 

Der Deutsche Schwerhörigenbund e. V. hat zwei Ratgeber herausgegeben, zum einen für schwerhörige Patientinnen und Patienten selbst bzw. deren Angehörige und zum anderen für Mitarbeitende im Gesundheitswesen, wie sie besser mit schwerhörigen Patienten und Patientinnen umgehen können:

 

Rolf Erdmann, Ilse Grinz, Irmgard Schauffler (2018): Als Patient beim Arzt, im Krankenhaus oder in der Pflege. Für Menschen mit einer hochgradigen Hörschädigung, Ertaubte und ihre Angehörigen. Berlin.

Link zum Ratgeber: https://www.schwerhoerigen-netz.de/fileadmin/user_upload/dsb/Dokumente/Information/Service/Ratgeber/Ratgeber4_Als_Patient.pdf (zuletzt geprüft am 28.06.2022)

 

Laura Hüster-Leibbrand (2018): Tipps für die Kommunikation mit hörgeschädigten Patienten. Für Ärzte, Pflegekräfte und Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Berlin.

Link zum Ratgeber: https://www.schwerhoerigen-netz.de/fileadmin/user_upload/dsb/Dokumente/Information/Service/Ratgeber/Ratgeber21_Fuer_AErzte_und_Pflegekraefte.pdf (zuletzt geprüft am 28.06.2022) 

 


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