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Hörakustiker / Hörakustikerin

Im AutaRK-Fragebogen konnten die Befragten angeben, wie sie bestimmte Aspekte zur Hörakustikerin oder zum Hörakustiker bzw. zum Hörakustik-Fachgeschäft bewerten und wie häufig und weshalb sie ihr Hörakustik-Fachgeschäft aufsuchen.

Die Daten zeigen, dass mit 95 % nahezu alle Befragten bejahten, dass ihr Hörakustiker / ihre Hörakustikerin gut zu erreichen ist. 94 % der Befragten gaben an, dass sie Vertrauen zu ihrem aktuellen Hörakustiker / zu ihrer aktuellen Hörakustikerin haben. Den Hörakustiker / die Hörakustikerin schon einmal gewechselt haben 45 % der Befragten.

Bei Problemen mit den Hörgeräten suchen 81 % der Befragten das Hörakustik-Fachgeschäft auf und 46 % wenden sich an den Hörakustiker / die Hörakustikerin, wenn sie unzufrieden mit dem Hören sind und möchten, dass das Hörgerät besser eingestellt wird.

Hörakustiker und -Akustikerinnen – Fragebogen-Daten im Überblick

Datengrundlage für die Auswertung sind die N = 170 Teilnehmenden zwischen 55 und 94 Jahren. In Tabelle 1 „Hörgeräte-Anpassung – Hörakustiker und -Akustikerinnen“ sind die Angaben der Befragten zu diesem Aspekt zusammengefasst (siehe Abbildung 1 rechts oder Tabelle als PDF-Dokument).

Hörgeräte-Anpassung – Hörakustiker und - Akustikerinnen und Geschlecht, Alter bzw. Hörschädigung

An der Erhebung beteiligten sich gleich viele Frauen wie Männer. Im Hinblick auf Geschlecht bzw. Hörschädigung zeigten sich bei allen genannten Aspekten zu Hörakustikern und - Akustikerinnen keine signifikanten Zusammenhänge (Chi-Quadrat-Test; p > 0,05).

Im Hinblick auf das Alter zeigten sich signifikante Zusammenhänge (Chi-Quadrat-Test; p < 0,05):

So fanden in der Altersgruppe der 85-94-Jährigen (n = 13) „nur“ 76,9 % (n = 10), dass ihr Hörakustiker / ihre Hörakustikerin gut zu erreichen ist.

Ferner nimmt die Bereitschaft, Video-Beratung zu nutzen, mit zunehmendem Alter ab (siehe hierzu auch das Kapitel Tele-Hören).

Und in der Altersgruppe der 65-74-Jährigen (n = 67) ist mit 56,7 % (n = 38) der Anteil derjenigen, die bereits einmal den Hörakustiker / die Hörakustikerin gewechselt haben, am höchsten.

 

Besuch beim Hörakustik-Fachgeschäft – Fragebogen-Daten im Überblick

Datengrundlage für die Auswertung sind die N = 170 Teilnehmenden zwischen 55 und 94 Jahren. In Tabelle 2 „Aufsuchen Hörakustik-Fachgeschäft“ sind die Angaben der Befragten zu diesem Aspekt zusammengefasst (siehe Abbildung 2 rechts oder Tabelle als PDF-Dokument).

Aufsuchen Hörakustik-Fachgeschäft und Geschlecht, Alter bzw. Hörschädigung

Bei den Variablen Alter und Hörschädigung ergaben sich keine signifikanten Zusammenhänge (Chi-Quadrat-Test; p > 0,05).

Im Hinblick auf das Geschlecht zeigte sich, dass mehr Männer (56,5 % (n = 48)) als Frauen (35,7 % (n = 30)) das Hörakustik-Fachgeschäft aufsuchen, wenn sie unzufrieden mit dem Hören sind und daher möchten, dass das Hörgerät besser eingestellt wird (Chi-Quadrat-Test; p < 0,05).

 

Kriterien für einen guten Hörakustiker, eine gute Hörakustikerin aus Sicht der Betroffenen

Die Daten aus der Fragebogen-Erhebung wie auch aus den qualitativen Interviews sprechen dafür, dass die Hörakustikerinnen und -Akustiker eine zentrale Rolle dabei spielen, ob und wie regelmäßig schwerhörige Menschen ihre Hörgeräte später tragen und wie zufrieden sie damit sind. So antwortet die 71-jährige Dagmar S.* etwa auf die Frage, was sie Hörgeräte-Neulingen aus ihrer Erfahrung heraus auf den Weg geben würde, worauf sie besonders achten sollten:

„Du brauchst ne gute Beratung. Du brauchst nen sehr guten Akustiker, mit dem du dich wirklich über alles unterhalten kannst. Und der dich so berät, wie das für dich am besten ist.“
(Dagmar S.* | 71 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int19, Pos. 294)

 

In den folgenden Abschnitten soll genauer beschrieben werden, was die schwerhörigen Menschen, die wir interviewt haben, unter einer guten Beratung, einem guten Hörakustiker, einer guten Hörakustikerin verstehen. Es hat sich herausgestellt, dass dabei die Qualität der Beziehung und vor allem das Vertrauen zu ihrem Hörakustiker, ihrer Hörakustikerin von großer Bedeutung sind (siehe auch die Kapitel Hörgeräte-Anpassung - Beratungsgespräch wie auch Informations-Kanäle).

Zwar hatten die Interviewten aus der qualitativen Befragung nur bei sehr schweren Vertrauens-Brüchen ihre Hörakustikerin, ihren Hörakustiker deswegen tatsächlich gewechselt (z. B. nach der absichtlichen Sabotage eines voll funktionsfähigen Hörgerätes, um der Kundin ein neues zu verkaufen). Weniger schwere Fälle, in denen die Beziehung zum Hörakustiker bzw. zur Hörakustikerin nicht zerstört, aber doch belastet ist, scheinen aber damit einherzugehen, dass die angepassten Hörgeräte nicht oder zumindest nicht regelmäßig getragen werden.

Eine Ursache hierfür könnte sein, dass es gerade bei den ersten Hörgeräten eine Zeit lang dauert, bis sich die Betroffenen an das neue Hören gewöhnt haben. Das heißt, man hört erst allmählich immer besser und es kann zu Beginn unangenehm sein, die Hörgeräte regelmäßig zu tragen – ohne regelmäßiges Tragen setzt aber keine Gewöhnung ein. Außerdem braucht es eine aktive Zusammenarbeit mit dem Hörakustiker oder der Hörakustikerin, um die Geräte optimal auf die individuellen Hör-Bedürfnisse einzustellen. Um die Unannehmlichkeiten der Anfangs-Phase durchzuhalten, ist eine vertrauensvolle Beziehung zum Hörakustiker bzw. zur Hörakustikerin hilfreich (siehe auch Kapitel Hörgeräte-Anpassung - Beratungsgespräch).

 

Gute Hörakustikerinnen und -Akustiker gehen transparent mit kommerziellen Interessen um

Für die meisten Betroffenen sind ihre Hörakustiker und -Akustikerinnen die wichtigste Informations-Quelle rund um Hören und Hör-Technik. Auch diejenigen, die sehr kompetent darin sind, selbst Informationen (u. a. im Internet) zu recherchieren, legen großen Wert auf die Beratung durch Hörakustikerinnen und -Akustiker (siehe auch das Kapitel Informations-Kanäle).

Zu den Gründen hierfür zählt unter anderem, dass viele der angebotenen (und vor allem leicht auffindbaren) Informations-Materialien durch kommerzielle Interessen geprägt sind, was nicht immer offengelegt wird und die Glaubwürdigkeit entsprechend senkt. Hörgeräte, die über die reine Kassen-Leistung hinaus gehen, können sehr teuer sein. Ohne tiefere Fachkenntnis ist es aber schwer zu entscheiden, welche Geräte für die jeweilige Hörbeeinträchtigung und die individuellen Hör-Bedürfnisse überhaupt infrage kommen. Das macht eine kompetente und vertrauenswürdige Beratung wichtig (siehe das Kapitel Informations-Kanäle).

Die Interviewten wissen natürlich, dass auch Hörakustiker und -Akustikerinnen Geld verdienen wollen. Gerade über den persönlichen Kontakt im Fachgeschäft haben sie aber die Möglichkeit, ihre Hörakustikerin oder ihren Hörakustiker persönlich kennen zu lernen und sich über mehrere Gespräche hinweg ein Bild davon zu machen, welche Balance sie zwischen Kunden- und Verkaufs-Interessen finden.

Bei einigen Interviewten war dieses Bild eher negativ ausgefallen, wie hier beim 82-jährigen Werner M.*:

„Ich hab es auch vermieden, [meinem Hörakustiker] weitere Detail-Fragen zu stellen, weil ich gedacht hab, da wirst du bloß für dumm verkauft (lacht). […] Man merkt ja, wie er diskutiert oder wie er das empfiehlt und alles. Also da hatte ich den Eindruck, […] es ist nicht vertrauenswürdig.
Das ist das Entscheidende. […] Ich muss in die Informationen, die ich kriege, vertrauen können, wenn ich ne Entscheidung darauf stützen will.“

(Werner M.* | 82 Jahre | trägt HG ab und zu | Int09, Pos. 688-692)

Viele Betroffene gehen beim allerersten Besuch bei einem Hörakustiker oder einer Hörakustikerin mit einem gewissen Misstrauen ins Gespräch, was teilweise auch mit der Medien-Berichterstattung der letzten Jahre zu tun hat, in denen Fälle von unseriöser Beratung beim Hörgeräte-Kauf aufgedeckt worden waren. Teilweise mahnen auch HNO-Ärztinnen und -Ärzte zur Vorsicht vor solchen Praktiken, wenn sie ihren Patienten und Patientinnen Hörgeräte verschreiben.

Auch die 74-jährige Ingeborg B.*, die zur Zeit der Befragung gerade ihre ersten Hörgeräte angepasst bekam, ist ihrem Hörakustiker gegenüber zunächst etwas vorsichtig und beobachtet sein Verhalten im Gespräch. Wie sie uns in einer E-Mail berichtete, hat sie bislang aber einen recht positiven Eindruck von ihm:

„Er passt in seiner Art gut zu meinem Denken. Maßvolle Informationen, jede Frage wurde klar und sachlich beantwortet.

 Er informierte mich über den organisatorischen Ablauf:

 1. Erforderliche Messungen und Prüfungen des Hörverstehens und der Ohrstruktur

 2. Erläuterung, welches HG und warum

 3. Bestellung des Gerätes

 4. Terminvereinbarung für den Erprobungsbeginn

 Es war ihm sehr wichtig zu betonen, dass er keine ‚Verkaufsveranstaltung‘ durchführt, sondern seine Aufgabe in der fachlichen und sachlichen Beratung besteht. Die endgültige Entscheidung, ob und welches HG, würde allein mir obliegen.“
(Ingeborg B.* | 74 Jahre | bekommt erstes HG angepasst | DJ01, Pos. 178-184)

Eine klare und verständliche Ansage, was auf die Kunden und Kundinnen zukommt und was sie erwarten können, erleichtert den Aufbau einer Vertrauens-Beziehung, ebenso das Gefühl, nichts „aufgeschwatzt“ zu bekommen, nicht unter Druck gesetzt zu werden. Die Interviewte fand es aber auch beruhigend, dass sie schon vor ihrer ersten Begegnung mit dem Hörakustiker wusste, dass sie nicht zum Kauf eines Hörgerätes verpflichtet werden kann:

„Meine Sicherheit begründete sich mehr in der Aussage der HNO-Ärztin: ‚Sie sind zu nichts verpflichtet. Wenn Sie nicht zurechtkommen nach 4 Wochen, geben Sie die Hörgeräte einfach wieder ab. Aber Ausprobieren wäre gut!‘“
(Ingeborg B.* | 74 Jahre | bekommt erstes HG angepasst | DJ01, Pos. 174-175)

Mehrere Hörgeräte zuhause auszuprobieren, ist für Betroffene die beste Möglichkeit, zu testen, welches davon sich im eigenen Alltag am besten bewährt (mehr dazu im Kapitel Hörgeräte-Anpassung – Hörgeräte). Bei der Vorauswahl der Geräte sind sie aber in der Regel auf eine gute Beratung im Hörakustik-Fachgeschäft angewiesen.

Hörakustikerin A1 begegnet anfänglichen Vorbehalten ihrer Kundinnen und Kunden mit möglichst großer Transparenz – vor allem auch, was anfallende Kosten angeht:

 „Das ist ein großer Punkt, das Vertrauen zu gewinnen. […] Viele haben auch im Kopf, wir sind am Ende vielleicht einfach nur Verkäufer und wittern hier das große Geld oder irgendwas und sind deswegen schon von vornherein ein bisschen ablehnend. […]

Man kann da wirklich nur […] möglichst transparent arbeiten, dass man auch Preis-Listen erstellt – weil das haben auch relativ wenig Akustiker – dass die Leute auch hier direkt angucken können: Welches Hörgerät kostet wie viel? Sie können sich selber aussuchen, was brauch ich?“
(Hörakustikerin A1 | Int20, Pos. 83-87)

Nach unseren Daten sind in der Tat einige Betroffene davon frustriert, wie schwer es ist, sich eine Übersicht über das Preis-Leistungs-Verhältnis von Hörgeräten zu verschaffen (siehe das Kapitel Informations-Wünsche).

Hörakustiker A2 versucht außerdem, die Angehörigen mit in die Beratung und damit auch in die Vertrauens-Beziehung einzubinden (mehr zur Rolle der Angehörigen siehe Kapitel Einfluss von Angehörigen):

„Ich sehe immer nach Möglichkeit zu, dass jemand von der Familie mit dabei ist. Entweder Partner oder Kinder, Enkel, weil es steht ja immer dieser Vorwurf: Ja, ja, jetzt verschwindet er mit dem Opa nach hinten und der arme Kerl kann’s nicht hören und kriegt teure Hörgeräte verkauft.“
(Hörakustiker A2 | Int21, Pos. 113)

 

Gute Hörakustiker und -Akustikerinnen nehmen ihre Kundschaft und deren Bedürfnisse ernst

Auch wenn es insbesondere bei der Erst-Anpassung eines Hörgerätes manchmal nicht leicht ist, die (Hör-)Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zu ermitteln (siehe Kapitel Hörgeräte-Anpassung – Beratungsgespräch) – auf sie einzugehen ist eine wichtige Grundlage, um langfristig Vertrauen aufzubauen. Das weiß auch Hörakustiker A3:

 „Wenn ich merke, ich hab jemanden vor mir sitzen, der wenig Anspruch an das Hören hat, dem’s vor allem darum geht, dass er dann abends den Fernseher leiser stellen kann, damit er keinen Stress mit den Nachbarn hat, und ansonsten ist ihm das eigentlich so ein bisschen egal – dann kann ich mir nur nen großen Gefallen tun, wenn ich dem ne zuzahlungs-freie Lösung anbiete [= das Hörgerät ist nicht teurer als der vertraglich geregelte Zuschuss der gesetzlichen Krankenkassen].

Da wird er am Ende auch gut über mich reden, weil das Grund-Problem haben wir dann gelöst. Wenn sein Alltag bestimmte Ausstattungs-Merkmale des Hörgerätes gar nicht erlebbar machen kann – also, wenn ich dem allein-lebenden Stubenhocker ne Technik anquatsche, die eigentlich geeignet ist, nen Musikliebhaber zufrieden zu stellen, dann wird der nie erleben, warum er mehr ausgegeben hat. Und dann wird der zwangsläufig unzufrieden sein, weil er keinen Produkt-Nutzen erlebt.“
(Hörakustiker A3 | Int23 A3, Pos. 219-220)

Standardisierte Frage-Kataloge helfen zwar durchaus, Kunden-Bedürfnisse zu ermitteln, ein zu schematisiertes Vorgehen kann aber auch negativ ankommen. Der 52-jährige Andreas C.* geht einem hör-intensiven Beruf nach. Bei seiner ersten Hörakustikerin hatte er den Eindruck, sie habe „wirklich nur ihr Formular da abgearbeitet“ und fühlte sich von ihr nicht ernstgenommen:

 „Mit ner Null-acht-fünfzehn-Abfragung vorher, pauschal, ohne Rückfragen, ohne Nachfragen. […] Dieses Gefühl des Ausgeliefert-Seins und sich dann bequatschen lassen, das wollte ich eben von Anfang an nicht. Und ja, das spielt so in das Gesamtbild mit hinein.“
(Andreas C.* | 52 Jahre | trägt HG ab und zu | Int03, Pos. 185-186)

Er ist unterdessen zu einem anderen Hörakustiker gewechselt, der ihm viele offene Fragen stellt, was er hört, wie er hört und wie er sich damit fühlt. Mit diesem ist er sehr zufrieden.

 

Gute Hörakustiker und -Akustikerinnen nehmen sich Zeit für Fragen und können sie verständlich beantworten

Gute Hörakustikerinnen und -Akustiker sollten aus Sicht der Interviewten nicht nur mit individuell angemessenen Fragen auf ihre Kundschaft eingehen, sondern den Betroffenen vermitteln, dass auch deren Fragen jederzeit willkommen sind:

„Ideal wär’s, wenn man nen Akustiker hat, mit dem man einfach reden kann, der dann auch sich Zeit nimmt für Fragen. Wenn die auch so komisch klingen sollten, aber die fallen eben für uns an, die fallen für niemand anderen an.“
(Susanne A.* | 60 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int01, Pos. 642)

Der zeitliche Aspekt ist hierbei wichtig. Vor allem bei der Anpassung der ersten Hörgeräte kommen bei den meisten schwerhörigen Menschen viele Fragen auf und allein schon durch die Fülle an zu vermittelnden Informationen können sie oft nicht alles gleich verstehen und behalten (von hör-bedingten Verständnis-Problemen ganz zu schweigen). Mehrere Interviewte berichten, dass ihre HNO-Ärzte und -Ärztinnen sehr wenig Zeit für die Beratung haben. Auch deshalb sind Hörakustikerinnen und -Akustiker für die meisten Betroffenen hier die wichtigsten Ansprechpartner (warum es bislang kaum gelingt, einige der Beratungs-Lücken durch Audio-Therapie zu füllen, siehe Kapitel Audio-Therapie).

Können Hörakustikerinnen oder -Akustiker Fragen kompetent und verständlich beantworten – auch Fragen, die vielleicht über das unmittelbar Notwendige hinausgehen – so trägt das sehr dazu bei, dass sich die Betroffenen bei ihnen gut aufgehoben fühlen. Der technik-affine und in der Informations-Suche sehr bewanderte Jürgen I.* ist unter anderem deshalb von seinem Hörakustiker regelrecht begeistert:

„Und ich merke, was der kann. Ho, ho, (lacht) der ist gut. […]

Der erklärt mir alles. Und ich kann die Frage stellen, dann kann er mir das sagen, was dazu gehört, warum es so ist, warum es so ist. Er hat für jede Frage die Antwort, die passende. Die ich eben hören möchte.
 Gut, vielleicht bin ich ein bisschen neugierig, ich habe mich ja vorher schon im Internet interessiert dafür: Was es wird für ein Gerät und wie es wird, das Gerät, und ich wusste also schon vorher, was ich eigentlich wollte.“
(Jürgen I.* | 69 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int05, Pos. 657-663)

Um es den Betroffenen zu erleichtern, sich bei Fragen und Problemen rund ums Hörgerät auch tatsächlich an ihre Hörakustiker und -Akustikerinnen zu wenden (mehrfaches Nachfragen, wenn man nicht richtig verstanden hat, ist z. B. für viele schwerhörige Menschen ein wunder Punkt), braucht es eine offene, wertschätzende Gesprächs-Atmosphäre. Nach dem Eindruck der 70-jährigen Sabine E.* scheint diese bei ihrer Hörakustikerin nicht gegeben zu sein:

 „Die Hörgeräte, mein Problem, dass sie hier ständig rausrutschen und sich hier in den Haaren verfitzen, […] ich habe das zwar angesprochen, aber die [Hörakustikerin] sagt ja, ich bin ein bisschen blöd und kann vielleicht nicht so richtig damit umgehen.“
 (Sabine E.* | 70 Jahre | trägt HG in bestimmten Situationen | Int11, Pos. 18)

Solch eine Atmosphäre untergräbt nicht nur das Vertrauen. Für einige Interviewte schien es schon unter „guten“ Bedingungen einige Überwindung zu kosten, Fragen, Bedürfnisse oder Probleme zu äußern (siehe auch Kapitel Hörgeräte-Anpassung – Beratungsgespräch). Werden sie zusätzlich – so wie Sabine E.* es wahrnimmt – „von oben herab“ behandelt, senkt das die Wahrscheinlichkeit weiter, dass die Kunden und Kundinnen Rückmeldungen geben, was für einen gelungenen Anpassungs-Prozess unabdingbar ist.

 

Gute Hörakustiker und -Akustikerinnen sind gut erreichbar und bei Problemen jederzeit ansprechbar

Für die Interviewten ist es nicht nur wichtig, dass ihre Hörakustiker oder -Akustikerinnen ein „offenes Ohr“ für ihre Fragen und Probleme haben, sondern auch, dass sie sie jederzeit damit erreichen können. Darauf vertrauen zu können, ist insbesondere für stark schwerhörige Menschen wichtig, die auf funktionierende Hörgeräte angewiesen sind, um ihren Alltag selbstständig bewältigen zu können. Die 77-jährige Renate H.* hat ihren Hörakustiker unter anderem deshalb in ihrem Freundeskreis weiterempfohlen:

„Ich hab da wirklich sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht. Und von der Freundin der Mann, als der Hörgeräte kriegen sollte, der war auch erst zu so nem Billig-Anbieter gegangen.
Und dann rief sie mich nochmal an und da hab ich dem alles gesagt und der hat dann auch gewechselt, ist auch zu [meinem Hörakustiker] gegangen, weil man da eben auch wirklich ne Betreuung hat, wenn irgendwas ist.“

(Renate H.* | 77 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int12, Pos. 80-81)

 

Damit so ein Selbstverständnis entsteht, erscheint es hilfreich, wenn die Hörakustikerinnen und -Akustiker ihre Kunden und Kundinnen regelmäßig dazu einladen und sie daran erinnern, bei Fragen und Problemen auch tatsächlich vorbeizukommen:

„Bis ich dann die Hörgeräte hatte, waren’s mindestens zehn Mal [beim Hörakustiker], mindestens. Das kann auch noch öfter gewesen sein, denn er wollte ja zwischendrin dann, wenn irgendwas war, hat er ja immer gesagt, dann kommen Sie her und dann verändern wir das.“
(Dagmar S.* | 71 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int19, Pos. 331)

 

Weil die Anpassung und individuelle Einstellung der Hörgeräte in der Regel mehrere Besuche im Hörakustik-Fachgeschäft erfordert, ist es auch wichtig, dass das Geschäft für die Betroffenen gut zu erreichen ist. Das war für alle Interviewten ein zentrales Kriterium für die Auswahl ihres Hörakustikers oder ihrer Hörakustikerin, insbesondere aber für diejenigen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Nach unseren Daten lassen sich die Besuche im Fachgeschäft nur begrenzt durch digitale Angebote ersetzen, weshalb gute Erreichbarkeit zumindest in absehbarer Zukunft wohl ein wichtiges Kriterium bleiben wird (siehe das Kapitel Tele-Hören).

 

Fazit: Betroffene legen großen Wert auf Transparenz, fachliche und soziale Kompetenz

Insgesamt lässt sich festhalten: Für viele der Interviewten sind die Voraussetzungen für eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung zu ihrem Hörakustiker oder ihrer Hörakustikerin Transparenz, fachliche wie auch soziale Kompetenz – und all dies lässt sich für sie am besten im persönlichen Gespräch vor Ort einschätzen:

 „Man muss Vertrauen [zum Hörakustiker] bekommen. Es ist halt seine Art, die Umgangsart, der Umgangston mit den Menschen, das ist wichtig. Und er muss kompetent sein, man muss merken als noch nicht Hörgeräte-Träger: Auf den kannst du dich einlassen, der kann dir helfen. Aber das ist dann auch wieder eine Sache von mehrmaligen Gesprächen. […]

Wenn man sich dann unterhält und wenn man gleich vom ersten Moment an gesagt kriegt, was er will und was er für dich machen kann, das macht viel.“
(Dagmar S.* | 71 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int19, Pos. 329-332)

 

Dabei betonen mehrere Interviewte, wie wichtig das Einfühlungsvermögen ist – besonders in der Phase der Erst-Anpassung, die für viele Betroffene auch emotional anstrengend ist (siehe Kapitel Einstellung zu Hörgeräten). So antwortet etwa die 77-jährige Renate H.* auf die Frage, was für sie einen guten Hörakustiker ausmacht:

„Naja, dass der einfühlsam ist. Zum Beispiel der allererste, den ich hatte, der war selbst Hörgeräte-Träger und man ist ja sowas von verunsichert, wenn man da am Anfang hingeht. Nicht nur, dass man sich schämt, […] da möchte man ja, dass einer sich in die Lage hineinversetzen kann.“
 (Renate H.* | 77 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int12, Pos. 355-356)

 

Weil sich all diese Kriterien aus Sicht der Betroffenen, wie erwähnt, am besten über den persönlichen Kontakt im Gespräch vor Ort bewerten lassen, empfiehlt der seit vielen Jahren schwerhörige Manfred U.*, nicht nur die Hörgeräte, sondern auch den Hörakustiker oder die Hörakustikerin zunächst erstmal zu testen, bevor man sich dauerhaft festlegt:

„Also die bieten ja immer wieder mal so Tests an, wenn sie neue Hörgeräte verkaufen wollen, dass man sich kostenlos testen lassen kann und die Geräte ausprobieren. Und da bin ich hingegangen, das hab ich ausgenutzt und hab geguckt, was sie für Geräte haben, und lass mich halt auch testen und guck dann. was da rauskommt, […] welche Information da erzählt wird. Der Gesamteindruck ist wichtig und ich will auch gut beraten werden und dazu gehört natürlich auch, dass die Chemie stimmt (lacht), also nicht nur die Technik.“
(Manfred U.* | 76 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int22, Pos. 105)

 

 *Die Namen der Interviewten wurden geändert.

Grafiken und Diagramme:

Hörakustiker und - Akustikerinnen

Abbildung 1:
Hörakustiker und - Akustikerinnen

Aufsuchen Hörakustik-Fachgeschäft

Abbildung 2:
Aufsuchen Hörakustik-Fachgeschäft


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