Internet-Nutzung
Wer hat einen Internet-Zugang und wer nicht?
Antworten aus dem Fragebogen
Von den N = 170 Befragten des AutaRK-Fragebogens im Alter zwischen 55 und 94 Jahren gaben 72,9 % (n = 124) an, einen Internet-Zugang zu haben. 27,1 % (n = 46) verneinten diese Frage (siehe Abbildung rechts oder Tabelle als PDF-Dokument).
Internet-Zugang und Geschlecht
An der Fragebogen-Erhebung beteiligten sich gleich viele Frauen und Männer. Die Aufteilung der Antworten nach Geschlecht ergab einen signifikanten Zusammenhang (Chi-Quadrat-Test; p< 0,05) zwischen Geschlecht und Internet-Zugang. So haben 80,0 % (n=68) der Männer einen Internet-Zugang, bei den Frauen liegt der Anteil bei 65,5 % (n = 55) (siehe Abbildung rechts oder Tabelle als PDF-Dokument).
Internet-Zugang und Alter
Auch im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Alter und Internet-Zugang zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang (Chi-Quadrat-Test; p<0,05). So gaben die Befragten mit zunehmendem Alter seltener an, einen Internet-Zugang zu haben (siehe Abbildung rechts oder Tabelle als PDF-Dokument).
Die Ergebnisse dieses Kapitels auf einen Blick finden Sie hier.
Barrieren auf dem Weg ins Internet
Der Internet-Zugang selbst
In der qualitativen Befragung sind es ebenfalls vor allem die hochaltrigen Interviewten, die über keinen Internet-Zugang verfügen und auch wenig Interesse daran haben, sich zukünftig einen zuzulegen – wie beispielsweise die 90-jährige Waltraud R.*:
„Aber da kann ich nicht mitreden, weil ich diese Geräte nicht hab. Ja? Da ist ja erstmal die Voraussetzung, dass ich die Geräte hab. Und die hab ich nicht. Und die will ich auch nicht mehr. […] Denn das ist meinem Alter geschuldet.“
(Waltraud R.* | 90 Jahre | trägt HG gelegentlich | Int18, Pos. 155-157)
Eine Interviewte berichtete uns auch von unübersichtlichen Verträgen für mobiles Internet, die plötzlich unerwartete Kosten nach sich ziehen können. Ohne vertrauenswürdige Ansprechpartner ist die Suche nach einem passenden Vertrag mitunter eine große Herausforderung.
Befürchtungen älterer Internet-Nutzer und -Nutzerinnen – eine selbsterfüllende Prophezeiung
Viele Interviewte haben einen eigenen Internet-Zugang und nutzen ihn auch. Einige befürchten allerdings, dass sie durch zunehmende Einschränkungen im Alter irgendwann nicht mehr mit den Ansprüchen mithalten können, die die schnelle technische Entwicklung an sie stellt:
„Ich hab’s mit Digitalisierung nicht so. Der Hauptgrund ist eigentlich wirklich, dass ich's nicht richtig verstehe und zweitens, ich werde älter. Kann ich dem folgen? Das ist meine Hauptangst, na? Also meine Geräte zuhause sichert niemand. Ich weiß genau, dass mein Rechner nicht hundertprozentig sicher ist.“
(Susanne A.* | 60 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int01, Pos. 841-842)
Viele Berührungsängste ergeben sich aus dem Eindruck, die Technik nicht zu verstehen, was die Interviewten dann teils in einem selbstverstärkenden Zirkel davon abhält, sich aktiv mit digitalen Angeboten auseinanderzusetzen – dazu gehören (wie bei Susanne A.* im obigen Zitat) Sicherheits-Bedenken oder auch die Befürchtung, unbeabsichtigt etwas Wichtiges zu löschen oder kaputt zu machen, wie sie die 65-jährige Angelika O.* hier äußert:
„Wir [älteren Menschen] haben einfach in dem Moment Schiss, dass da irgendwas passieren könnte, wenn wir hier auf irgend nen Knopf drücken. […] Hier – bing – alles weg! Oder – bing – irgendwas ganz Schlimmes passiert! […] Das ist immer mein Horror, dass ich irgendwie aus Versehen auf ne bestimmte Taste drücke und dann irgendwas passiert, was ich nicht überblicken kann.“
(Angelika O.* | 65 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int15, Pos. 378-380)
Bedarf nach Anleitung
Zu den Berührungsängsten kommt erschwerend hinzu, dass bei vielen digitalen Geräten und Anwendungen selbstverständlich erwartet wird, dass Nutzer und Nutzerinnen sich deren Funktion ohne Anleitung selbst erschließen sollen. Manche Interviewte fühlen sich hiervon überfordert:
„Du kriegst ein Smartphone, da gibt's kein Heft dazu. Früher hatten wir immer irgendwas, wo man gucken konnte, ja? […] Aber jetzt muss man sich das alles selber erarbeiten. Und manches schafft man einfach nicht. Es ist einfach zu kompliziert.“
(Ingrid P.* | 82 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int17, Pos. 513-514)
Hinter diesem Gefühl der Überforderung steht häufig auch die Überzeugung, technisch unbegabt oder „zu dumm“ zu sein, sich digitale Anwendungen allein beizubringen. Mit Unterstützung durch technisch „fittere“ Angehörige, Bekannte oder niedrigschwellige Bildungsangebote wären sie aber durchaus bereit, solche Anwendungen zu nutzen:
„Also, um das selber zu machen, bin ich zu dumm. Also, um mich da selber durchzuboxen. Nee, ehrlich wahrscheinlich über die Volkshochschule oder sowas. […]
Das fände ich beispielsweise gut, wenn man, sagen wir mal, Studenten dafür gewinnen könnte, […] die dann ihre technischen Digitalisierungs-Kenntnisse da weitergeben. Einfach, um den älteren Leuten die Angst vor der neuen Technik auch zu nehmen.“
(Angelika O.* | 65 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int. 15, Pos. 361-369)
*Die Namen der Interviewten wurden geändert.