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Audio-Therapie

Im AutaRK-Fragebogen gaben 42,9 % der Befragten an, dass sie ein persönliches Gespräch mit einer Audio-Therapeutin / einem Audio-Therapeuten als Möglichkeit zur Information über Hören und Hörtechnik hilfreich finden würden (siehe Kapitel Informations-Kanäle).

Die Teilnehmenden wurden ebenfalls danach befragt, zu welchen Themen bzw. Aspekten zu Hören und Hör-Technik sie gerne mehr Informationen hätten (siehe das Kapitel Informations-Wünsche):

  • 40 % der Befragten nannten dabei das Thema „Hör-Training“,

  • 36 % der Befragten das Thema „Audio-Therapie“.

Im Hinblick auf das Alter zeigten sich hier signifikante Zusammenhänge (Chi-Quadrat-Test; p<0,05). Besonders die Altersgruppe der 65-74-Jährigen (n = 63) wünscht sich zu diesen Themen mehr Informationen als der Durchschnitt der Befragten:

  • 54,0 % (n = 34) der Befragten wünschen sich mehr Informationen zum Hör-Training.

  • 51,0 % (n = 32) der Befragten möchten mehr Informationen zur Audio-Therapie.

Bei der Frage, ob bestimmte Aspekte während der Hörgeräte-Anpassung von der Hörakustikerin bzw. dem Hörakustiker angesprochen wurden, gaben allerdings lediglich 13 % an, Hinweise zur Audio-Therapie bekommen zu haben (siehe das Kapitel Hörgeräte-Anpassung - Beratungsgespräch).

Die Ergebnisse der AutaRK-Befragung zeigen deutlich, dass es nicht so einfach ist,

  • die eigene Schwerhörigkeit zu erkennen,

  • die Motivation für Hörgeräte zu finden

  • das Hören mit Hörgeräten zu erlernen,

  • den Nutzen von Hörgeräten voll auszuschöpfen,

  • Verhaltensweisen zu entwickeln, die Hören und Verstehen zusätzlich verbessern,

  • mit der Scham, schwerhörig zu sein, umzugehen

  • und mit Schwerhörigkeit den Alltag erfolgreich zu meistern – gerade auch im Alter.

Audio-Therapeutinnen und Audio-Therapeuten nehmen sich genau dieser Probleme an. Damit ist Audio-Therapie die sinnvolle und notwendige Ergänzung zu Medizin und Hörakustik. 

Hier ist außerdem Zeit, alle Fragen der Schwerhörigen zu klären, auf ihre Probleme einzugehen, Ihnen die Scheu vor den Hörgeräten zu nehmen und das Leben mit Schwerhörigkeit zu reflektieren.

Das Ziel von Audio-Therapie ist es, den Schwerhörigen die Freude am Hören zurückzugeben und sie zur sicheren, gelassenen Kommunikation zu ertüchtigen.

Ambulante Audio-Therapie ist noch immer keine Kassenleistung, sodass sie von Klientinnen und Klienten selbst bezahlt werden muss.

Audio-Therapeutinnen und Audio–Therapeuten in Ihrer Nähe finden Sie unter https://bdat.de/therapeutensuche/

Fragen Sie auch in Ihrem Hörakustikgeschäft nach, ob Audio-Therapie angeboten wird. Manche Hörakustiker und Hörakustikerinnen haben eine Zusatzausbildung für Audio-Therapie. Audio-Therapie ist außerdem fester Bestandteil von stationärer Hörrehabilitation. Fragen Sie in Ihrer HNO-Praxis danach.

 

Audio-Therapie – ein Blick in die qualitativen Daten

Unter den interviewten Betroffenen hatte noch niemand etwas von Audio-Therapie gehört. Wenn wir ihnen erklärten, was es damit auf sich hat, zeigten einige aber durchaus Interesse daran – insbesondere diejenigen, die höhergradig schwerhörig sind und stärker mit den Effekten von Hör-Entwöhnung zu kämpfen haben (was passiert, wenn das Gehirn das Hören „verlernt“ hat und die verlernten Geräusche durch Hörgeräte auf einmal wieder dort ankommen: siehe Kapitel Hörgeräte-Anpassung – Beratungsgespräch):

 „Ich wusste gar nicht, dass sowas [Hör-Training] möglich ist. […] Ich höre ja die meisten Geräusche. Aber es gibt eben immer wieder [welche], die ich nicht kenne. Also wenn’s sowas gibt, würd ich’s machen. […]
Es bietet Sicherheit. Das macht mich immer unsicher, wenn ich nicht weiß, was ich höre. Das ist für mich schlimm.“

(Susanne A.* | 60 Jahre | trägt HG regelmäßig | Int01, Pos. 372-374)

Audio-Therapie in Gruppen

Ein Experte des Deutschen Schwerhörigenbundes, der professionelle Erfahrung mit Hör-Rehabilitation hat, spricht sich dafür aus, Audio-Therapie in Gruppen mit anderen Betroffenen anzubieten:

„Zur emotionalen Bewältigung einer Hörbeeinträchtigung brauchen die Betroffenen die Gleich-Betroffenen. Und zwar egal, in welche Gruppe die jetzt gehören.
Bei den Gehörlosen ist das ja schon so: Die sind ja sowieso schon bei den Gleich-Betroffenen. Die Früh-Schwerhörigen finden sich auch zum großen Teil wieder. […] Aber die dritte Gruppe [die später im Leben schwerhörig werden], für die gilt das am meisten. Die brauchen den Kontakt zu Gleich-Betroffenen zur emotionalen Bewältigung der Schwerhörigkeit.“

(DSB-Experte R1 | Int26, Pos. 220)

In einer Gruppe, in der alle Beteiligten Hör-Probleme haben, sei es zunächst einfacher, sich offen darüber auszutauschen, als mit normal hörenden Menschen, die diese Erfahrungen nie gemacht haben (warum es Betroffenen oft schwerfällt, über ihre Schwerhörigkeit zu sprechen, siehe Kapitel Einstellung zu Hörgeräten). Das wiederum würde es erleichtern, einen selbstbewussteren, positiveren Umgang damit zu finden (warum ein selbstbewusster Umgang mit Schwerhörigkeit den Betroffenen hilft, mehr am sozialen Leben teilzuhaben, siehe auch die Kapitel Kommunikations-Strategien sowie Motivation für Hörgeräte).

Im Fachgeschäft, in dem Hörakustiker A3 arbeitet, wurde eine Zeit lang für Hörgeräte-Neulinge ein Hör-Training in Gruppen über vier Termine angeboten. Da die Betroffenen das Training aus eigener Tasche bezahlen mussten, hatte es sich allerdings als schwierig erwiesen, genug Kundinnen und Kunden zu finden, um die Gruppen „voll“ zu bekommen. Er hält aber dennoch fest, dass er unter Betroffenen großes Interesse an Audio-Therapie sieht – wenn es denn von den Kostenträgern übernommen würde. Als mögliche Zielgruppe sieht er hier insbesondere mittelgradig bis stark schwerhörige Menschen:

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Hörgeschädigten da sehr offen dafür wären, wenn das zu nem größeren Teil durch Kostenträger mitfinanziert würde. […] Empfänglich für so einen Audio-Therapie-Ansatz sind eigentlich vor allem hochgradig, mittel- bis hochgradig Schwerhörige. Weil -  die meisten im Erst-Anpassungs-Prozess mit ner beginnenden, leichten Schwerhörigkeit, leicht bis mittelgradig, die würden sich die Zeit und dann im Zweifelsfall auch das Geld dafür nicht nehmen.
(Hörakustiker A3 | Int23, Pos. 294)

 

*Die Namen der Interviewten wurden geändert.


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